Die nachfolgenden Erklärungen/Beschreibungen beziehen sich auf PCs. Apple, Atari und
Amiga werden zwar durchaus gerne für Musikproduktionen eingesetzt, jedoch kenne
ich mich bei diesen Systemen nicht aus um mir über sie ein Urteil erlauben zu können,
geschweige denn einen Vergleich mit PC-Systemen.
Heutige PC-Computersysteme sind von ihrer Grundarchitektur ausreichend leistungsfähig,
um als Musikproduktionsanlage sowohl auf MIDI-Basis wie auch als Homerecording-Studio
zu dienen. Die Transferraten auf den Datenbussen sind i.A. hoch genug, so daß hier
keine Engpässe zu befürchten sind. Daher soll an dieser Stelle lediglich auf
die nachfolgend aufgelisteten Komponenten etwas näher eingegangen werden:
- CPU
- Festplatte
- RAM
- MIDI-/Audiokarte
a) CPU:
In einschlägigen (Musik-)Fachzeitschriften findet man immer wieder fundierte Aufsätze mit
Empfehlungen bzgl. geeigneter Hardware. Allen diesen Berichten ist gemein, daß
sie auf die Produktion moderner (Rock-/Pop-/Techno-)Musik ausgerichtet sind, die zu einem gehörigen
Maße von Effekten lebt, wie z.B. Verzerrer, Resonanzfilter, Equalizer,
Panoramaoszillatoren etc. Soll Derartiges per Computer erledigt werden (statt von einem
externen Effektgerät), dann ist dafür eine immense CPU-Leistung nötig,
sofern ausreichend gute Qualität gewünscht ist. Konsequenterweise wird deshalb
immer ein Rechnersystem empfohlen, dessen CPU gar nicht leistungsfähig genug sein kann.
Für die Produktion sinfonischer Musik ist der Einsatz von Effekten weitaus weniger
wichtig. Selten, daß einmal ein Equalizer verwendet wird, um einem Instrument
in einer wichtigen Passage etwas mehr Durchsetzungsvermögen zu verleihen. Im Allgemeinen
jedoch, werden die Instrumente bereits vorher (also zum Beipiel im Rompler) entsprechend
gestylt, ohne daß eine nachträgliche Veränderung notwendig wäre.
Bestenfalls eine abschließende, leichte Stereobasis-Verbreiterung, die auf den
endgültigen Gesamtmix draufgerechnet wird, oder auch ein besonders schöner,
warmer Hall, mögen hin und wieder zum Einsatz kommen. Mehr ist bei sinfonischen
Produktionen nicht zu erwarten. Dies bedeutet aber, daß man mit dem Leistungsvermögen
heutiger typischer CPUs problemlos auskommt (ich selbst produziere noch auf einem PII/400).
b) Festplatte:
Bei der benötigten Festplatte liegen die Verhältnisse genau umgekehrt als bei
der CPU. Auf den Seiten zum Kompositionsverfahren
können Sie den dortigen Schilderungen über das für sinfonische Einspielungen
typische Aufnahmeverfahren entnehmen, daß eine möglichst
hohe Übertragungsrate von der Festplatte zur CPU (Leserate) von entscheidender Bedeutung ist. Dies liegt
an der großen Anzahl von verschiedenen Instrumenten welche oftmals alle gleichzeitig
spielen. Jedes dieser Instrumente wird nämlich zunächst auf einer Audiospur
(.wav-Files) aufgezeichnet
und muß zum benötigten Zeitpunkt von der Festplatte gelesen werden. Bei 30 stereo
.wav-Files kommt so schnell eine benötigte Datentransferrate von 5-6 MB/s zustande.
Damit diese konstant aufrecht erhalten werden kann, sollte die verwendete Festplatte, in Verbindung
mit dem restlichen Computersystem, deutlich mehr können - 10 MB/s wären empfehlenswert.
Dies ist eine Anforderung, welche für modernde Musik selten benötigt wird, da dort
i.A. mit wesentlich weniger Audiospuren gearbeitet wird und außerdem oftmals nur kurze,
sich wiederholende Audio-"Schnipsel" verwendet werden, die u.U. nur einmal in den
Arbeitsspeicher geladen und dann von dort aus beliebig oft benutzt werden können.
Die Festplattenempfehlung für unsere Zwecke ist also eine möglichst große
(ab 20 GB), möglichst schnelle (mind. 10 MB/s) Platte. Die geforderte Datentransferrate
sollte nach heutigen Maßstäben kein Problem mehr darstellen.
Es braucht keine SCSI-Platte zu sein, eine
EIDE-Platte genügt vollauf, da diese seit UDMA ihren SCSI Kollegen leistungsmäßig
in nichts mehr nachstehen. Was ihre Kapazität
anbelangt, so kann diese gar nicht groß
genug sein, da bei ernsthaften sinfonischen Produktionen, aufgrund der vielen benötigten
Audio-Spuren, leicht Gigabytes an Daten anfallen.
c) RAM:
Der Arbeitsspeicher heutiger typischer Computersysteme umfaßt
mindestens 256 MB (bei Laptops manchmal noch 128 MB).
Das ist für unsere Zwecke ausreichend, sofern das verwendete Betriebssystem mindestens
64 MB für Anwendungsprogramme zur Verfügung stellt. Den Arbeitsspeicher über
256 MB hinaus aufzurüsten bringt für sinfonische Musikproduktionen i.A. nur wenig.
d) MIDI-/Audiokarte:
Die MIDI-/Audiokarte muß zwei Anforderungen erfüllen: zum einen stellt sie
eine Kommunikationsverbindung zwischen Computer und externem Klangerzeuger her
(MIDI-Interface), zum
anderen dient sie zum Aufnehmen bzw. Digitalisieren der vom Klangerzeuger produzierten
Musik (AD-Wandlung), so daß diese auf der Festplatte des Computers gespeichert
werden kann. Letzteres wird auch in umgekehrter Richtung benötigt (DA-Wandlung),
wenn die gespeicherte, digitalisierte Musik wieder abgespielt werden soll. Beides
(AD- und DA-Wandlung) wird vom Audioteil der Karte erledigt.
Audio:
Der Audioteil ist der kritischste bzw. preistreibenste einer solchen Karte. Folgende
Eigenschaften sollten auf die eigenen Anforderungen hin entsprechend gewählt
werden (sie werden im Weiteren erläutert):
- Signal zu Rausch Verhältnis (SNR = signal to noise ratio)
- Bitanzahl des Auflösungsvermögens des AD-DA Wandlerchips (ADDA)
- Samplefrequenzen des ADDA
- Frequenzgang und subjektive Klangqualität des ADDA
- Möglichkeit zum Full-Duplex-Betrieb
- Anzahl gleichzeitig benutzbarer Audiokanäle; sowohl Input als auch Output
- Verschiedene Daten- bzw. Steckerformate (S/P-DIF, XLR-Klinke, Cinch, ...)
- Signal zu Rauschverhältnis:
- Das SNR gibt an, wie weit das Eigenrauschen der Karte unter dem maximalen Aussteuerungspegel
liegt, - mit anderen Worten: wie laut die Karte selbst rauscht. Da, wie bereits oben angedeutet,
bei sinfonischen Produktionen mit vielen Kanälen gleichzeitig gearbeitet wird, addiert
sich das Rauschen der einzelnen Kanäle auf. Das klingt trivial, man führe sich
jedoch vor Augen: 30
gleichzeitig abgespielte Kanäle rauschen (unter gleichen Bedingungen) 30 mal so stark
(entspricht ca. 15dB),
wie ein einziger dieser Kanäle. Das bedeutet, daß man bei leisen Passagen, bei
denen trotzdem viele Instrumente (pianissimo) spielen, ein deutlich wahrnehmbares und
teilweise sehr störendes Rauschen vernehmen kann, während beim Anhören
jedes einzelnen Intrumentes kein solches Rauschen feststellbar ist. Für unsere Zwecke
gut geeignete Audiokarten sollten deshalb ein Eigenrauschen von höchstens -80 dB pro
Kanal aufweisen. Je negativer diese Zahl, desto besser. Sehr gute Karten bringen es hier
schon mal auf -92 dB (die Karte, mit der meine Komposition
"Der Wanderer" aufgenommen wurde
(Terratec: Maestro 32/96), besitzt
in meiner Computerumgebung einen Rauschpegel von -72 dB; - allerdings stammt diese
Karte auch aus dem Jahr 1996).
Übrigens: Etliche Hersteller geben in Ihren technischen Daten das SNR des
verwendeten Wandlerchips an, anstatt den wesentlich praxisnäheren Wert für
das Gesamtsystem. Dies läßt sich zwar bei Karten, die in den Computer eingesteckt
werden und dort die komplette Wandlerarbeit vornehmen, noch rechtfertigen (da
man nie genau sagen kann, wie stark die Störeinflüsse des Computers beim Kunden
sein werden), ist jedoch bei Systemen, welche die Wandlung in einer externen,
abgeschirmten Box außerhalb des Computers vornehmen, kein faires Marketing.
So werben diese Hersteller dann mit SNR-Werten von besser als -100 dB (!), was
in der Praxis so gut wie nie erreicht wird.
- Auflösungsvermögen:
- Das Auflösungsvermögen legt - vereinfacht ausgedrückt - die maximale Anzahl
an Dynamikschritten und damit die Feinheit der Dynamikstufung (Pegelstufen) fest. Für Audio-CDs
wurden 16 Bit (entspricht 2 hoch 16 = 65536 Pegelwerte) als Standard definiert, bei DVDs
24 Bit (entspricht 2 hoch 24 = 16777216 Pegelwerte). Mit 16 Bit steht daher ein rein theoretischer
(in der Praxis nie erreichter) Dynamikbereich von 96.3 dB zur Verfügung, bei 24 Bit sind
es theoretische 144.5 dB. Der Trend für die Zukunft geht in Richtung 32 Bit mit rund
4.3 Mrd. Pegelwerten bzw. 32 Bit Float Format, welches zwar eine 24 Bit Auflösung besitzt,
aber in den letzten 8 Bit eine Art Kompressionsfaktor speichert, der garantiert, daß nahezu die
gesamten 24 Bit auch fuer extrem leise Signale zur Verfügung stehen.
Viel wichtiger als dieser immense Dynamikumfang sind jedoch die Vorteile
der feineren Auflösung und der damit verbundenen Originaltreue des Signales, die saubere
Wiedergabe sehr leiser Musik, sowie die Freiheit beim Aufnehmen nicht immer unbedingt bis zur
Maximalaussteuerung gehen zu müssen um über aussreichende Dynamik verfügen
zu können.
Ein letzter, aber nicht minder wichtiger Grund für höhere Bitzahlen, findet sich
in der weiteren Signalverarbeitung: Werden mehrere Signale zusammengemischt, addieren sich
ihre Pegel. So kann es passieren, daß der Gesamtpegel die 0 dB Grenze (Maximalaussteuerung)
überschreitet, was bei Digitalsignalen absolut "tödlich" ist (extreme
Verzerrungen). Zwar kann man vorher die Einzelsignale entsprechend runterregeln, jedoch ist
es besser und einfacher, wenn während des Mixdown zwischenzeitlich auch höhere
Signalspitzen zulässig sind. Man nennt eine solche Reserve "Headroom". Obwohl dies
die weitere Signalverarbeitung betrifft, ist es von Vorteil, wenn das aufgenommene Signal bereits
in der selben Bitauflösung vorliegt, in welcher es später weiterverarbeitet werden soll.
So bleibt das stets fehlerbehaftete Umrechnen zwischen verschiedenen Auflösungsformaten
erspart.
Aus all dem folgt, daß es von Vorteil ist, wenn die Audiokarte das Auflösungsformat
unterstützt, welches die nachfolgende Musiksoftware intern verwendet. Heutige gute Audiokarten
unterstützen neben dem 16 Bit auch das 24 Bit Format. Darunter sollte man bei einem Neukauf
nicht mehr gehen. Karten für den Homerecording Markt mit echter 32 Bit Auflösung sind mir
derzeit (März 2002) nicht bekannt. Immerhin gibt es bereits Produkte, welche
zwar mit einer Auflösung von 24 Bit samplen, das digitale Signal aber im 32 Bit
Format ausgeben, wie z.B. das Audio-System EWS88 MT der
Firma Terratec. Wenn Ihre verwendete Audio-Software in der Lage ist, mit diesem
Format umzugehen (und vielleicht sogar ins 32 Bit Float-Format zu wandeln), dann haben Sie damit die optimalste Möglichkeit Ihr
Audiomaterial möglichst originalgetreu zu verarbeiten.
- Samplefrequenzen:
- Mit der Samplefrequenz wird bestimmt, wie oft pro Sekunde das am Eingang anliegende Signal bei der
AD-Wandlung abgetastet und als Digitalwert weggeschrieben wird. Je öfter, desto besser.
Bei Audio-CDs gilt der 44.1 kHz Standard, bei DVDs auch 96 kHz. In der Computertechnik
finden sich noch andere Werte, wie 22.05 kHz oder auch 48 kHz, die aber in der Audiowelt
keine besondere Bedeutung haben. Beim Kauf einer Karte sollte man deshalb auf die Unterstützung
des 44.1 kHz und des 96 kHz Formates achten. Letzteres, damit man auch für künftige
DVD-Aufnahmen gerüstet ist.
- Frequenzgang und subjektive Klangqualität:
- Hier kann man nur sehr allgemeine Angaben machen. Der Frequenzgang der Karte (Pegelverlauf
über den gesamten hörbaren Frequenzbereich) sollte möglichst glatt sein d.h.,
keine Frequenz soll gegenüber anderen bevorzugt oder benachteiligt werden. Ansonsten
hilft nur die Hörprobe, bei der (subjektiv) festgestellt werden kann, ob der Klang
"lebendig" genug, ausreichend transparent, räumlich genug oder
eben einfach "echt" genug wirkt. HiFi-HighEnd-Freaks können ein Lied davon singen... ;-)
- Möglichkeit zum Full-Duplex-Betrieb:
- Ein sehr wichtiger Punkt. Beherrscht eine Audiokarte den Full-Duplex-Mode, dann kann sie gleichzeitig
aufnehmen und wiedergeben. Die meisten heutigen Karten können dies und eine andere sollte man auch
gar nicht erst in die engere Wahl schließen.
- Anzahl der Audiokanäle:
- Für die hier beschriebenen sinfonischen Produktionen genügt im Prinzip ein
einziger Stereo Eingang (also zwei Kanäle) und ein ebensolcher Ausgang. Da für
die Endproduktion sowieso jedes Instrument einzeln eingespielt wird (siehe Audio-Aufnahme),
sind mehr Eingänge
nicht nötig. Trotzdem empfehle ich ein paar weitere Eingänge (z.B. 4 Stereo Eingänge,
entsprechend 8 Kanäle), so daß man die Möglichkeit hat, schon zum Zeitpunkt des Komponierens,
durch den Anschluß mehrerer Klangerzeuger und deren gleichzeitigem Betrieb, bereits einen Eindruck
vom Endergebnis zu bekommen. Ein zusätzlicher, digitaler Ein- und Ausgang, meist im S/P-DIF Format,
wäre schön, aber nicht unbedingt notwendig.
- Daten- und Steckerformate:
- Was man hier benötigt, hängt in besonderem Maße von den übrigen Geräten ab,
die man an die Audiokarte anschließen will. Profigeräte arbeiten mit symmetrischen XLR Buchsen.
Im Consumer-Bereich finden sich meist Klinken- oder Cinch-Buchsen. Im Prinzip reichen Cinch-Verbindungen
aus, sofern man gute Kabel nimmt, diese nicht zu lang sind (was sich im Heimstudio einrichten lassen sollte)
und darauf achtet, daß die Kabel nicht an Stromleitungen oder anderen "Einstreuern"
entlang geführt werden. Besitzt man jedoch bereits z.B. ein Hallgerät, durch welches man das
Ausgangssignal gerne durchschleifen möchte und welches nur über XLR-Anschlüsse verfügt,
dann sollte man beim Kauf einer Audiokarte auf ebensolche XLR-Anschlüsse achten. Manche Karten
besitzen auch die Möglichkeit, den selben Kanal über verschiedene Anschlüsse nach außen
führen zu können.
MIDI:
An den MIDI-Teil sind keine besonders hohen Anforderungen zu stellen, die nicht bereits von einfacheren Karten
erfüllt werden könnten. Trotzdem soll es ab und zu vorkommen, daß Karten Probleme mit dem
MIDI-Interface haben. Meist liegt dies aber am MIDI-Treiber und weniger an der Hardware. Karten des gehobeneren
Preissegmentes weisen derartige Unregelmäßgkeiten jedoch nicht auf. Über einen MIDI-In und einen
MIDI-Out sollte die Karte verfügen - weitere MIDI-Anschlüsse sind optional, aber nicht notwendig.
Fazit bezüglich MIDI-/Audiokarte:
Die EWS88MT der Firma Terratec hat überzeugende
technische Daten und eine üppige Ausstattung zu einem angemessenen Preis.
|
|
Statt einer besseren Soundkarte, welche zwar selbst MIDI-Befehle in Klänge umsetzen kann, aber meist
nicht den oben beschriebenen Ansprüchen gerecht wird, empfehle ich lieber zu einer reinen Audiokarte mit
integriertem MIDI-Interface zu greifen. Dann kann man zwar keine MIDI-Files auf dem Computer abspielen ohne
auch den externen Klangerzeuger "anzuwerfen", aber der Gewinn an Qualität in den übrigen
Komponenten ist enorm. Aufgrund eigener Erfahrung
würde ich z.B. zur EWS88MT der Firma
Terratec
raten. Sie (über)erfüllt die oben diskutierten
Anforderungen und liegt in einem der Qualität angemessenen Preissegment. Ebenfalls empfehlenswert sind
einige Karten der Marke Hoontech, in Deutschland vertrieben durch
RIDI Multimedia, sowie die Audiokarten von
SEK´D.